Beiträge zum Wissenschaftstag #4genderstudies am 18.12.2017

Warum Feministische Theorie, Gender und Queer Studies ein wichtiger Bestandteil gesellschaftstheoretisch fundierter und kritischer Medien(kultur-)forschung sind...#4genderstudies #gendermediastudies #gender #feminism #queer #krikowi

Angesichts der gegenwärtigen Infrage­stellung von Geschlechter­forschung/Gender Studies in Medien und Politik beziehen wir Stellung:

Die Bezugnahme auf Geschlechterforschung und feministische Theorien erachten wir als zentral für unsere Forschungs- und Lehrtätigkeit, die nach der Bedeutung von Medien, Kommunikation und Öffentlichkeit in ihrer Relevanz für gesellschaftliche Machtverhältnisse, deren Produktion, Reproduktion und Veränderung fragt.

Wir verstehen unsere wissenschaftliche Arbeit als Teil einer kritischen Gesellschaftsanalyse, die sich damit beschäftigt, wie gesellschaftliche Dominanzverhältnisse in Medienkulturen reproduziert, aber auch verschoben und unterlaufen werden können. Dies schließt die Analyse von sozialen Praktiken ein, die insbesondere durch gender, race und class, aber auch andere Zuschreibungen sowie deren Intersektionalität als relevante Dimensionen gesellschaftlicher Ungleichheit und sozialer Positionierung geprägt sind. Eine gesellschaftstheoretisch fundierte Medien(kultur-)forschung ist somit unübersehbar auf den Einbezug von geschlechtertheoretischem Wissen angewiesen.

Medien und Medienpraktiken werden aktuell im Spannungsfeld von Handlungsermächtigung und Handlungsbeschränkung diskutiert – etwa durch neue Formen der (transkulturellen) Artikulation und Partizipation, aber auch der Überwachung und Kontrolle. Dabei sind Digitalisierung und Medienkonvergenz stets verbunden mit der neoliberalen Globalisierung des Kapitalismus. In Bezug auf Medienkulturen finden die Konsequenzen transnationalen Wirtschaftens und Regierens beispielsweise in der Mediatisierung von Protest, in der (medial vermittelten) alltäglichen Begegnung von Menschen mit unterschiedlichen Erfahrungshintergründen und in der Konfrontation mit dem Leiden auch in entfernten Regionen ihren Ausdruck. Wie erhellend dabei eine von den Erkenntnissen der Gender und Queer Studies und der feministischen Theorie getragenen Forschung ist, zeigen wir mit unseren Publikationen in den Bereichen ‚Feministische Kommunikations- und Medienwissenschaft’, ‚Feministischer Protest und Aktivismus’ sowie ‚Mediale Unterhaltungsformate aus feministischer und geschlechtertheoretischer Perspektive’.

Feministische Kommunikations- und Medienwissenschaft:

Fragestellungen in diesem Forschungsfeld lauten beispielsweise: Welche Potentiale haben feministische Theorie und Geschlechterforschung für eine kritische Medien- und Gesellschaftsanalyse und öffentliche Interventionen?

Auswahl von Publikationen:

Thomas, Tanja/Ulla Wischermann (Hrsg.)(2018): Feministische Theorie und Kritische Medienforschung. Bielefeld: transcript (erscheint 2018).

Thomas, Tanja/Klaus, Elisabeth/Kinnebrock, Susanne (2017): Queer_Feministische Kritik und öffentliche Interventionen. In: diess. (Hrsg.): Gesellschaftskritik in Frauenbewegungen und (queer)feministischen Öffentlichkeiten. Schwerpunktheft der feministischen studien, Zeitschrift für interdisziplinäre Frauen und Geschlechterforschung, 1/2017. Berlin: deGruyter, 3-13.

Thomas, Tanja (2015): Kritische Medienkulturanalyse als Gesellschaftsanalyse: Anerkennung und Resonanz in mediatisierten Öffentlichkeiten. In: Drüeke, Ricarda/Kirchhoff, Susanne/Steinmaurer, Thomas/Thiele, Martina (Hrsg.): Zwischen Gegebenem und Möglichem. Kritische Perspektiven auf Medien und Kommunikation. Bielefeld: transcript, 42-55.

Thomas, Tanja (2013): Feministische Medien- und Kommunikationswissenschaft. Positionen zu Gesellschaftskritik, Erkenntniskritik und Emanzipationsvision. In: Karmasin, Matthias/Rath, Matthias/Thomaß, Barbara (Hrsg.): Normativität in der Kommunikationswissenschaft. Wiesbaden: VS, 397-420.

Thomas, Tanja (2012a): (Un-)Möglichkeiten Kritischer Geschlechtertheorie und -politik in Medienkulturen. In: Thiele, Martina/Tanja Maier/Christina Dietmar (Hrsg.): In Bewegung: Das Verhältnis von Medien, Öffentlichkeit und Geschlecht. Bielefeld: transcript, 25-47.

Rauchut, Franziska (2018): Queer Media Studies. Adrienne Rich und Judith Butler. In: Thomas, Tanja/Wischermann, Ulla (Hrsg.): Feministische Theorie und Kritische Medienforschung. Bielefeld: transcript Verlag. (In Vorbereitung)

Rauchut, Franziska (2018): Scholarship with commitment? Die Rolle von Cultural, Gender und Queer Studies für eine engagierte Kommunikationswissenschaft. In: Drüeke, Ricarda/Klaus, Elisabeth/Thiele, Martina/Goldmann, Julia Elena (Hrsg.): Kommunikationswissenschaftliche Gender Studies. Zur Aktualität kritischer Gesellschaftsanalyse. Bielefeld: transcript Verlag. (in Vorbereitung)

Feministischer Protest und Aktivismus

Fragestellungen in diesem Forschungsfeld lauten beispielsweise: Wie wird (feministischer) Protest in und über Medien artikuliert und verhandelt?

Auswahl von Publikationen:

Stehling, Miriam (2017, i.E.): Vergnügliche Interventionen in digitalen Öffentlichkeiten und ihre Resonanz in der Presseberichterstattung am Beispiel des Hashtag-Protests #distractinglysexy. In: Thomas, Tanja/Brink, Lina/Grittmann, Elke/de Wolff, Kaya (Hrsg.): Anerkennung und Sichtbarkeit. Perspektiven für eine kritische Medienkulturforschung. Bielefeld: transcript Verlag.

Thomas, Tanja/Stehling, Miriam (2015): The Communicative Construction of FEMEN: Naked Protest in Self-Mediation and German Media Discourse. In: Feminist Media Studies, Volume 16, Issue 1, 86-100, DOI: 10.1080/14680777.2015.1093111.

Thomas, Tanja (2014): Blanker Protest – Sichtbarkeit, Sagbarkeit und Handlungsfähigkeit in Medienkulturen. In: Medien Journal. Zeitschrift für Kommunikationskultur, 01/2014, 18-31.

Mediale Unterhaltungsformate aus feministischer und geschlechtertheoretischer Perspektive

Fragestellungen in diesem Forschungsfeld lauten beispielsweise: Welche Geschlechterdefinitionen und -rollen werden in Reality-TV-Sendungen (re-)produziert und wie werden diese von Zuschauer*innen solcher Formate verhandelt?

Auswahl von Publikationen:

Stehling, Miriam (2015): Die Aneignung von Fernsehformaten im transkulturellen Vergleich. Eine Studie am Beispiel des Topmodel-Formats. Wiesbaden: Springer VS.

Stehling, Miriam (2014): Diversity for Ratings? Lesarten der Inszenierung von Diversität in der Rezeption von America's Next Top Model und Germany’s next Topmodel. In: MedienJournal 3/2014, 21-32.

Thomas, Tanja/Stehling, Miriam (2012): „Germany's Next Topmodel“ – Dilemmata und Ambivalenzen aus Sicht von Zuschauerinnen. In: Hajok, Daniel/Selg, Olaf/Hackenberg, Achim (Hrsg.): Auf Augenhöhe? Rezeption von Castingshows und Coachingsendungen. Reihe Alltag, Medien und Kultur, Band 10. Konstanz: UVK, 161-177.

Stehling, Miriam (2011): Die ‚Unternehmerin ihrer selbst’ im Reality TV: Geschlechtsspezifische Anrufungen und Aushandlungen in Germany’s next Topmodel. In: Thomas, Tanja/Hobuß, Steffi/Kruse, Merle-Marie/Hennig, Irina (Hrsg.): Dekonstruktion und Evidenz: Ver(un)sicherungen in Medienkulturen. Königstein/Taunus: Ulrike Helmer Verlag, 112-129.

Thomas, Tanja (2008): Von der Schönheit zum Erfolg. Körper, Geschlecht und Anerkennung im zeitgenössischen Lifestyle- TV. In: MedienConcret. Magazin für pädagogische Praxis. Schwerpunkt Mediengeneration. Jungen und Mädchen in der Jugendmedienkultur, 02/20108, 11-13

Thomas, Tanja (2009): Gender Management, Popular Culture, and the Military. In: Schubart, Rikke/ Virchow, Fabian/Thomas, Tanja/White-Stanley, Debra (eds.): War isn’t hell, it’s entertainment. Essays on Visual Media and the Representation of Conflict. Jefferson: McFarland, 97-114.