Doing Memory und rechte Gewalt in medialen Öffentlichkeiten

Laufzeit des Projekts: 01.10.2017 bis 31.09.2019

Der Projektzusammenhang schlägt vor, eine Sicht auf »Doing Memory« an rechte Gewalt einzunehmen, die Erinnern und Vergessen programmatisch zusammendenkt. Rechte Gewalt stellt eine gegenwärtig brisante Herausforderung im Einwanderungsland Deutschland dar, denn sie ruft nicht nur individuelle Traumata hervor, sondern erschüttert den in weiten Teilen der Gesellschaft vorherrschenden Konsens über gesellschaftlichen Zusammenhalt als Grundlage für ein demokratisches Zusammenleben: Als Botschaftsverbrechen richtet sich rechte Gewalt regelmäßig über das konkret angegriffene Opfer hinaus auf die Einschüchterung oder gar Vertreibung bestimmter gesellschaftlicher Gruppen. Sie ruft somit Konflikte hervor, die gesellschaftlicher Auseinandersetzung bedürfen. Vielfach geschieht dies durch teilweise auch kontrovers diskutierte Praktiken der Erinnerung, die im Projekt zum Untersuchungsgegenstand werden. Die hier zugrunde liegende Konzeptualisierung von »Doing Memory« betont dabei die Konstruktionsleistung von Erinnern und Vergessen, das durch gesellschaftliche Strukturen und Diskurse gerahmt und ermöglicht wird. Erinnern und Vergessen wird somit als kulturelle Praxis konzeptualisiert, die bestimmt, wie an was und wen in welchen sozialen Settings erinnert wird, wer zum Sprechen über die Erinnerung bemächtigt wird, wer unter welchen Bedingungen sichtbar gemacht wird, und nach welchen Regeln dies geschieht und anerkannt wird.

Im Projektzusammenhang in Kooperation mit Prof. Dr. Fabian Virchow (HS Düsseldorf), Prof. Dr. Gabriele Fischer (HS Esslingen) und Prof. Dr. Matthias Lorenz (Universität Bern) haben bislang verschiedene Workshops stattgefunden.

Das Projekt wird gefördert im Rahmen des Zukunftskonzepts der Universität Tübingen (Deutsche Forschungsgemeinschaft ZUK 63)

Bei Interesse an einem Austausch freuen wir uns über eine Nachricht an tanja.thomas@uni-tuebingen.de oder steffen.rudolph@uni-tuebingen.de

 

Workshop „Doing Memory and Right-wing Violence in Mediated Public Spheres“

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Vom 15.10. bis 16.10.2017 fand an der Eberhard Karls Universität Tübingen im Rahmen des Explorationsprojekts „Rechte Gewalt und Erinnerungsarbeit in Deutschland“ ein Workshop unter dem Titel „Doing Memory and Right-wing Violence in Mediated Public Spheres“ statt. Im Zentrum des Workshops stand die Auseinandersetzung mit rechter Gewalt seit 1945 und ihrer Einschreibung in Erinnerungskulturen. Hierbei lag der Fokus nicht nur auf jenen Ereignissen, die wie die Mordserie und Enttarnung des Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) breite mediale Aufmerksamkeit erlangt haben. Explizit thematisiert wurde auch die Frage nach der Erinnerung an die zahlreichen Opfer rechter Gewalt, die vom Vergessen bedroht, häufig nur noch von kleinen Gruppen oder im familiären Kontext erinnert werden. Die verschiedenen Vorträge widmeten sich dem „Doing Memory“ von Akten rechter Gewalt in medialen Öffentlichkeiten, in Spielfilmen, Dokumentationen, Videokunst und in der Literatur.

Organisiert wurde der Workshop vor Ort durch Tanja Thomas in Kooperation mit Gabriele Fischer (Hochschule Esslingen), Matthias N. Lorenz (Universität Bern) und Fabian Virchow (Hochschule Düsseldorf).
Zu den Teilnehmer_innen des Workshops zählten neben den Organisator_innen und Kooperationspartner_innen Anna Brod (PH Freiburg), Dagmar Brunow (Linnaeus University Växjö), Courtney E. Cole (Ohio University), Maja Figge (Kunstuniversität Linz), Oonagh Hayes (Gesis – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften Köln), Tino Heim (TU Dresden), Sarah Kleinmann (Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde), Matthias N. Lorenz (Universität Bern), Barbara Manthe, Anja Michaelsen (Ruhr-Universität Bochum), Steffen Rudolph (Universität Tübingen) und Julia Stegmann (Berlin).

Das Workshop-Programm kann hier als PDF heruntergeladen werden.

Einen weiteren Tagungsbericht aus dem Foren-Forum, Jahrgang 04 / Ausgabe 02 / Dezember 2017 finden Sie hier.